Der Selfkant - Architektonische Erinnerungen an die Zeit der ndl. Auftragsverwaltung 1949-1963
Der Selfkant ist der westlichste Zipfel Deutschlands. Von drei Seiten ist die kleine Region wie eine Halbinsel von niederländischem Staatsgebiet umgeben. Es ist dies eine Folge der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongress vor 200 Jahren. Aufgrund seiner exponierten Lage wurde der bäuerlich geprägte Landstrich nach dem Zweiten Weltkrieg plötzlich zum Spielball der großen Politik. Weite Regionen entlang der deutsch-niederländischen Grenze wurden in den späten 1940er Jahren zum Gegenstand niederländischer Annexionsbestrebungen. Ein Zugewinn an Land sollte die von den Deutschen während der Besetzung der Niederlande angerichteten Schäden auszugleichen helfen. Die letztlich deutlich reduzierten Territorialforderungen betrafen in der Hauptsache nur noch Elten bei Emmerich und den Selfkant im Kreis Geilenkirchen-Heinsberg. Durch die Verordnung Nr. 184 der britischen Militärregierung, die auf einer von den USA, Großbritannien, Frankreich und den Beneluxländern getroffenen Vereinbarung über eine vorläufige Verwaltungsübertragung deutscher Grenzgebiete vom 28. März 1949 beruhte, fiel der Selfkant vorbehaltlich einer abschließenden Regelung in einem zukünftigen Friedensvertrag am 23. April 1949 an die Niederlande. Bis zum 1. August 1963 verblieb der Selfkant unter niederländischer Auftragsverwaltung. In dieser Zeit verzeichneten die kleinen Ortschaften des Selfkants einen ungeahnten wirtschaftlichen Aufschwung. Der wachsende Wohlstand führte zu einer regen Bautätigkeit. Noch heute sind die öffentlichen und privaten Gebäude, die damals errichtet wurden, im Straßenbild der Selfkant-Dörfer unübersehbar. Wer sich auf Spurensuche begibt, wird vielerorts den "typisch niederländischen Baustil" wieder erkennen.