In 80 Minuten um die Welt. Rundgang durch den Stadtteil der Hundert Sprachen. Bremen Gröpelingen.
Startpunkt Ohlenhofplatz.Jetzt bist Du mittendrin. Mittendrin in der Welt. Mittendrin im internationalen Stadtteil Gröpelingen. Hier kannst Du die Welt hören. Türkisch, Arabisch, Fu und Twi, Kiswaeli, Portugiesisch, Spanisch, Russisch, Polnisch, Rumänisch, Wolof, Serbisch, Kroatisch, Romani …Um die 100 Sprachen und Dialekte werden hier in den Straßen gesprochen. Genau weiß das niemand. Du kannst es hören, wenn die Leute miteinander scherzen und lachen, wenn sie telefonieren mit einen Stück Familie irgendwo in der Welt, wenn sie quer über die Straße einem Freund etwas zurufen.Über 36.000 Menschen leben hier offiziell. Wahrscheinlich sind es noch etliche Hundert mehr. Die meisten haben familiäre Wurzeln irgendwo in der Welt. Zum Beispiel in Spanien, Griechenland, Italien – Länder, in denen die Jugendarbeitslosigkeit meist über 40% liegt. Oder in Bulgarien, Rumänien und Kroatien, in denen die wirtschaftlichen Probleme immens sind.Viele Tausende Menschen im Stadtteil haben wiederum ihre Wurzeln außerhalb Europas: In der Türkei, im arabischen Raum, in Afghanistan, in westafrikanischen Staaten … überall auf der Welt. Insgesamt verbindet weit mehr als die Hälfte aller Menschen im Stadtteil die Erfahrungen von Migration. Oft verknüpft mit der Erfahrung, nicht richtig dazu zu gehören, im Alltag oder in der Bürokratie offen oder verdeckt Diskriminierung und Abwertung zu erfahren.Aber: „Gröpelingen ist ein guter Stadtteil für uns“ sagte uns ein aus Syrien geflohener kurdischer Familienvater. „Hier fühlt sich die Fremde nicht ganz so fremd an.“Ja, Gröpelingen ist ein besonderer Stadtteil. Jedes Kind, jeder Jugendliche wächst hier mit der Selbstverständlichkeit auf, das die Welt in Bewegung ist und das die Vielfalt der Geschichten und Herkünfte Normalität und nicht Ausnahme ist. Gröpelingen ist ein typischer Ankommensstadtteil, in dem Menschen aus der ganzen Welt mit ihren Hoffnungen, ihren Ideen und Plänen ankommen. Der kanadische Autor Doug Saunders nennt solche Stadtteile, „arrival cities“. Hier finden die Eingewanderten bezahlbaren Wohnraum, Netzwerke, ihre vertraute Sprache. Hier suchen sie Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten und freuen sich über tolerante und offene Nachbarschaften. Sie erleben Kitas, Schulen, Kultur- und Bürgereinrichtungen, die langjährige Erfahrungen und Kompetenzen in Sachen Migration haben.Gröpelingen und Migration: Das ist nicht zu trennen. Stadtteile wie Gröpelingen konnten erst durch die Zuwanderung entstehen und Gröpelingen würde es heute, 30 Jahre nach dem Ende der Hafen- und Werftenindustrie, ohne Zuwanderung gar nicht mehr geben.In den kommenden 80 Minuten begleiten wir Dich durch diesen Ankommensstadtteil Gröpelingen. Wir werden Dir ein einige Geschichten von vielen möglichen Geschichten erzählen, einige Facetten von vielen hundert.Wir laden Dich ein, mehr zu erfahren über die Geschichte der Einwanderung und über das Leben im Stadtteil der Hundert Sprachen.2017 Text: Lutz Liffers, Andrea Munjic. Sprecherin: Mirjam Steger.Fotos: Kultur Vor Ort, Claudia Hoppens, Frank Scheffka